Jay Miner war der Schöpfer und geistige Vater des Amiga. Er stieg 1981 bei Atari aus, dort war er u. a. für die Entwicklung der Spielkonsole Atari 2600 und der Heimcomputer Atari 400 und 800 zuständig gewesen. Danach gründete er das Unternehmen Hi Toro, das etwas später zur Amiga Corporation wurde. Anfangs lieferte Amiga Spielmodule und Controller für die Atari-2600-Konsole, etwas später wurde eine eigene Amiga-Spielkonsole geplant. Aus der Spielkonsole wurde in den Köpfen der Entwickler ein Computer.

Atari (damals unter Führung von Raymond Kassar, Warner Communications) war per Vereinbarung vom Juli 1983 Geldgeber und wollte den Amiga als Nachfolger der mittlerweile veralteten XL-Computer-Serie auf den Markt bringen. Mit dem Börsenskandal vom Dezember 1982 im Nacken musste Kassar noch im Juli 1983 zurücktreten. Der neue CEO Morgan verfolgte weiter das Ziel, das Projekt „Lorraine“, wie der Amiga intern genannt wurde, als Nachfolger des XL zur Marktreife zu bringen.

Am 2. Juli 1984 verkaufte Warner Communications die Konsolen- und Computerabteilung von Atari an Jack Tramiel, den zu diesem Zeitpunkt bereits entlassenen Gründer von Commodore. Tramiel versuchte Amiga endgültig zu kaufen und bot den Aktionären 0,98 $ pro Aktie. Commodore (unter Irving Gould) bot kurz vor Ende der 24-Stunden-Frist letztendlich 4,25 US-Dollar pro Aktie und bekam den Zuschlag, wonach Commodore die Entwicklungsrichtung des Amiga immer stärker beeinflusste – nach Ansicht von Kritikern nicht immer im Geiste der Erfinder oder zum Vorteil des Amiga. Commodore hat sich an dieser Übernahme und der folgenden Produkteinführung beinahe überhoben und geriet in eine ernste finanzielle Krise.

Das erste Amiga-Modell – später Amiga 1000 genannt – wurde am 23. Juli 1985 in New York im Rahmen einer großen Show mit den Gaststars Andy Warhol und Deborah Harry(„Blondie“) vorgestellt. Die Entwickler demonstrierten die besonderen Eigenschaften, die den Amiga von den zeitgenössischen Konkurrenten IBM-PC, Mac und Atari ST abhoben:

  • Farbige grafische Oberfläche (im Unterschied zum Mac)
  • präemptives Multitasking im Unterschied zu IBM-PC, Mac und Atari (war außerdem von der Hard- und Softwarestruktur schon 32-bittig angelegt)
  • Vierkanal-Sample-Sound im Unterschied zu IBM-PC, Mac, Atari
  • Hardwareunterstützung für Grafik-Animation durch den Blitter

Nach Ansicht des ehemaligen Amiga-Entwicklers Dave Haynie war der Amiga der bedeutendste Einfluss von Commodore auf die Entwicklung der Personal Computer.[1] Der Amiga führte demnach in den 1980er Jahren folgende Innovationen im Bereich der Homecomputer ein:

  • Multitasking, wies damit den Weg zum heutigen Multiprocessing
  • eine Grafikausgabe, die Fotos in geringer Farbtiefe darstellen konnte
  • Tonwiedergabe über Stereosamples
  • Wirkungsvolle Entlastung der CPU durch intensive Nutzung anderer Chips per Speicherdirektzugriff (DMA) und nahtlose Integration in das Betriebssystem (zwar besaß bereits der erste PC auch einen DMA-Controller, jedoch wurde er nicht so effizient eingesetzt)
  • automatische Konfiguration von Erweiterungskarten (AutoConfig des Zorro-Busses)

In Deutschland fand eine ähnliche Veranstaltung am 21. Mai 1986 in der Alten Oper in Frankfurt am Main statt, die von Frank Elstner moderiert wurde.

Als ein Kaufargument wurde die potenzielle IBM-PC-Kompatibilität herausgestellt, zunächst in Form einer Software-Emulation namens Transformer, später dann über das Sidecar(entwickelt von der Braunschweiger Commodore-Entwicklungsabteilung), die parallel zum Betrieb des Amiga-Betriebssystems die Benutzung von MS-DOS ermöglichte (im Sidecar auf einer eigens dafür vorgesehenen 8088-CPU).

Die direkten Konkurrenten des Amiga waren zunächst der Atari ST und (in den USA) der Apple IIgs, wenig später die farbfähigen Macintosh-Modelle von Apple.

Ein besonderes Merkmal des Amiga 1000 war seine „Keyboard-Garage“: Die Tastatur war etwas schmaler ausgelegt, konnte dadurch unter das Rechnergehäuse geschoben werden, welches dafür extra etwas hochbeinig gestaltet war. Bei späteren Modellen wurde darauf wieder verzichtet, vor allem damit man eine Tastatur mit (näherungsweise) standardmäßigem Layout einsetzen konnte.

 

Modellentwicklung

Während der A1000 noch eine teure und vom Anwendungsgebiet her unklare (und damit schwer verkäufliche) Mischung aus Heim- und Berufsgerät war, wurden 1987 die Modelle Amiga 500 und Amiga 2000 eingeführt. Ersterer sollte eine Art Nachfolger des legendären Heimcomputers C64 werden, letzterer glich den professionellen PCs. Der Amiga 500 wurde der nach verkauften Einheiten erfolgreichste Amiga und galt in der sich schnell entwickelnden Szene als Kult und Computer für Millionen.

Ab A2000 und A500 boten die Amiga-Modelle dem IBM-PC-Standard entsprechende parallele und serielle Schnittstellen an; beim A1000 hingegen waren die Pinbelegung sowie das „Geschlecht“ der jeweiligen Buchse anders.

Für professionelle Anwender wurde 1988 ein Rechner namens Amiga 2500/UX angeboten, auf dem parallel ein UNIX-Betriebssystem (AMIX) verfügbar war. Technisch gesehen waren die Amiga-2500-Modelle mit dem normalen Amiga 2000 nahezu identisch. Wie schon beim Amiga 2000 konnten sie durch den Einbau eines zusätzlichen Prozessorboards (mit einer 68020-, 68030-, 68040- bzw. 68060-CPU) deutlich beschleunigt werden.

Als Bindeglied zwischen Amiga und der IBM-PC-Welt besaß der Amiga 2000 sowohl die Amiga-eigenen Zorro-2-Slots als auch IBM-PC-typische ISA-Steckplätze. Diese konnten mit einem Bridgeboard (Brückenkarte bzw. PC-Emulator, dem Nachfolger des Sidecar) aktiviert werden. Damit besaß man dann einen vollwertigen IBM-PC im Amiga, auf den man von Amiga-Seite her zugreifen konnte.

Dem Amiga 2000 folgte 1990 der Amiga 3000 in einer Desktop- und Tower-Variante (Amiga 3000T), die zum ersten Mal ein neues Betriebssystem in einem modernen 3D-Look mit sich brachten. Das erstmals mit dem A3000 ausgelieferte Betriebssystem AmigaOS 2.0 wies zahlreiche Neuerungen und Optimierungen auf, die noch heute in modernen Betriebssystemen wiederzufinden sind. Der Amiga 3000 wurde – nicht zuletzt dank des fortschrittlichen Betriebssystems – ein Erfolg. Er ist heute vergleichsweise selten und Liebhaber zahlen dafür deutlich höhere Preise als beispielsweise für seinen Nachfolger, den Amiga 4000.

Mit dem Amiga 500 Plus wurde 1991 für den Amiga 500 ein technisch fast identischer Nachfolger geschaffen, der wiederum 1992 durch den kaum veränderten Amiga 600 ersetzt wurde. Beide Folgemodelle waren kommerziell erfolglos, auch da nach wie vor die originären 500er-Modelle günstiger angeboten wurden.

Mehr Erfolg – aber nicht annähernd wie der 500er – hatte der ebenfalls 1992 eingeführte, technisch stark verbesserte Amiga 1200, der die Amiga-Familie erweiterte. Der Amiga 1200 wurde als kostengünstige Variante seines großen Bruders, des Amiga 4000 (sowie Tower-Variante Amiga 4000T) eingeführt. Dieser seinerseits kam als Nachfolger des Amiga 3000 auf den Markt. Die wesentliche Gemeinsamkeit zwischen Amiga 1200 und Amiga 4000 besteht in der Verwendung der gleichen Kickstart-Version, der gleichen Workbench und des AGA-Grafikchipsatzes (in Deutschland „AA“, s. u.). Ansonsten ist der Amiga 4000 dem A1200 technisch überlegen, weil er über einen 32 Bit breiten Adressbus verfügte (im Gegensatz zu den 24 Bit des Amiga 1200), durch die Zorro-Steckplätze erweiterungsfähig war und in der Regel den leistungsfähigeren Prozessor MC68040, in preiswerteren Versionen immerhin noch einen MC68EC030 verwendete.

Commodore versuchte bereits Anfang der 1990er-Jahre, mit dem CDTV (einem Amiga im Design eines CD-Spielers mit der vereinigten Funktionalität beider) den Amiga als Multimedia-Plattform zu positionieren und in die Wohnzimmer zu bringen. Zu dieser Zeit entstand das Autorensystem AmigaVision. Kurz vor dem Niedergang Commodores folgte 1993 dann das CD³², dem trotz aufwendiger Fernsehwerbung der große Durchbruch versagt blieb, weil Commodore nicht die georderten Mengen produzieren und ausliefern konnte. Das CD³² basiert auf der Amiga-1200-Hardware, die um ein CD-ROM-Laufwerk sowie einen Customchip (Akiko) erweitert wurde. Tastatur, Floppy und Festplatte ließen sich optional nachrüsten.

Erweiterungen[Bearbeiten]

Die Modelle Amiga 500/600/1200 waren die kostengünstigen Varianten der großen Amiga-Desktop-Modelle (Amiga 2000/4000). Tastatur, Floppy (Diskettenlaufwerk), Erweiterungsschnittstellen und die Hauptplatine bilden eine Einheit. Beim A600 und A1200 ist unter anderem noch Platz für eine 2,5″-ATA-Festplatte. Im A1200 lässt sich mit ein wenig technischem Geschick und einem passenden Adapterkabel eine 3,5″-Platte einbauen. Zudem gab und gibt es[2] für den Amiga 500 sogenannte Turbokarten, diese enthielten einen 32-Bit-Prozessor wie 68020, 68030, 68040 und teilweise eine FPU. Da keine speziellen Slots für solche Karten vorhanden waren, wurde der Prozessor entfernt und an dessen Stelle die Erweiterungskarte gesteckt. Eine einfache Möglichkeit, den A500/A2000 etwas schneller zu machen, war der Austausch des 68000 gegen einen 68010. Dieser ist pinkompatibel zum 68000, aber optimiert in den Taktzyklen, und er verfügte schon über einen 6-Byte-Cache.

Die Modelle Amiga 2000/3000/4000 sind erweiterbare Systeme, in denen zusätzliche Laufwerke und Erweiterungskarten integriert werden können. Die Modelle 3000 und 4000 wurden auch als Tower-Versionen angeboten und waren im oberen Preissegment angesiedelt – vergleichbar mit heutigen High-End-Rechnern. Auch die Tastaturrechner verfügen über einen Expansion-Slot, in den Erweiterungskarten eingesetzt werden können.

Die Amiga 3000/4000 wurden mit verschiedenen Prozessoren angeboten. Die Palette reicht vom 68020 bis hin zum 68040. Es gab sogar eine Sonderanfertigung des Amiga 4000 mit einem 68060-Prozessor, die durch die Insolvenz von Amiga Technologies nur kurzzeitig in den USA ausgeliefert wurde. Dieses Modell war allerdings nur ein gewöhnlicher Amiga 4000T, der durch eine QuikPak 4060 erweitert worden war.

Zum Anschluss von Festplatten verfügen A2500, 3000(T) und A4000T über eine interne SCSI-Schnittstelle, Amiga 600, 1200 und 4000 besitzen dagegen einen ATA-Controller. Für die restlichen Modelle waren Festplattencontroller als Erweiterung erhältlich – am populärsten war SCSI, in der Anfangszeit wurde teilweise ST506 verwendet. Ein Grund für den Einsatz des teuren SCSI-Standards ist die geringe Belastung des Prozessors bei den Ladevorgängen.

Für praktisch alle Amiga-Modelle gab es in Form sogenannter Turbokarten Steckkarten mit schnelleren oder ganz abweichenden Prozessorvarianten. Dazu wurde bei den frühen Geräten der 68000-Chip entfernt und durch eine Prozessorkarte ersetzt. Diese enthielt dann entweder einen 68020- oder eine 68030-Prozessor und oft auch entsprechendes RAM (32 Bit Datenbusbreite). Spätere Modelle hatten einen dafür vorbereiteten CPU-Slot. Zuletzt wurden Varianten angeboten, die PowerPC-Prozessoren enthielten.

Für den Erweiterungsport des Amiga 500/500+ brachte Commodore das externe CD-ROM-Laufwerk A570 heraus. Im Grunde handelte es sich dabei um die zusätzliche Komponente, die das Commodore CDTV vom Amiga 500 unterschied. So konnte das A570 die speziellen CDTV-Datenträger wiedergeben und bot dieselbe CD-Player-Oberfläche. Mangels einer direkten Anbindung an den Soundprozessor des Amiga 500 besaß das A570 eigene Audioausgänge. Bei dem CD-Laufwerk handelte es sich um ein Single-Speed-Gerät. Zusätzlich bot das A570 den vom CDTV bekannten SCSI-Steckplatz sowie einen Steckplatz für Speichererweiterungen bis 2 MB.

Für die ersten Amiga-Modelle mit Original Chip Set (s. u.) wurde speziell der Monitor A2024 herausgebracht, der die professionelle Anwendung der Rechner im Büro ermöglichen sollte. Dazu stellte er mit erheblichem Hardwareaufwand eine wesentlich höhere Bildauflösung zur Verfügung – auf Kosten von Farbanzahl und Darstellungsgeschwindigkeit.

Die persönliche Note[Bearbeiten]

Besonders in den frühen Amiga-Produkten verewigten sich die Entwickler mehr oder weniger offen außerhalb des offiziellen Rahmens. Bekannt war die sogenannte Guru Meditation. Diese bezeichnet den Zustand eines durch das Amiga-Betriebssystem abgefangenen schweren Programmfehlers. Sie ist vergleichbar mit dem „Blue Screen Of Death“ der aufWindows NT basierenden Systeme oder mit dem „Bomben-Bus-Error“ des Atari ST. Zusätzlich zu diesem konnte man mittels eines Rechtsklicks der Maus einen internen Debugger aufrufen und den Amiga-Speicher über einen weiteren Computer, der an der seriellen Schnittstelle angeschlossen wurde, durchsehen und so genau feststellen, was den Fehler verursacht hatte. Auch wenn diese Fehlermeldung später durch ein nüchternes „Software Failure“ ersetzt wurde, hielt sich die Bezeichnung umgangssprachlich. Natürlich gibt es auch mittels diverser Aktionen abrufbare Easter Eggs und nur mit einem Speichermonitor finden sich eine Reihe versteckter Botschaften im Betriebssystem-ROM.

Wichtige Bauteile bekamen eigene Namen: Zorro, Big/Fat Agnus, Denise und Paula sind einige davon. Die Innenseite des Amiga-1000-Deckels zieren in den Kunststoff gegossene Unterschriften der Entwickler sowie ein Pfotenabdruck des Hundes Mitchy von Jay Miner. Ebenso findet sich auf der Platine des Amiga 500 der Schriftzug „B52/ROCK LOBSTER“ eingeätzt, was eine Hommage an einen Song der Band The B-52's darstellt.

Auch bei der Betriebssystemsoftware zeigten die Entwickler Humor. Bearbeitete man mit dem Programm Diskdoctor eine Diskette und konnten nur Teile wiederhergestellt werden, so bekam diese Diskette den Namen Lazarus.

Gerade diese persönliche Note wurde von manchen Benutzern als Kaufargument gegenüber den sterilen IBM-PCs angeführt.